Jesus sagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? (Johannes 11,25-26) Ostern ist der höchste Feiertag der Christenheit. Überall auf der Welt erinnert man sich daran, dass Christus den Tod überwunden hat. Es wird die Hoffnung verkündet, dass der Tod des Leibes nicht das Ende ist. Viele Menschen bezeugten, dass Jesus am Kreuz starb. Am dritten Tag, nach dem man ihn ins Grab gelegt hatte, ist er wahrhaftig auferstanden. Auch dieses Ereignis wurde von Zahlreichen bestätigt. Es hat sich erfüllt, was der Meister seinen Jüngern vorausgesagt hatte (Johannes 14,19): «Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.» Die Erfüllung dieser Ankündigung feiern die Christen überall auf der Erde. Die Auferstehung des Herrn ist nicht bloss ein historischer Fakt, sondern auch ein Lichtblick. Weil Christus auferstanden ist, sind alle, die zu ihm gehören, nicht dem Tod ausgeliefert. Wer glaubt, hofft darauf, einmal mit dem Herrn zusammen in der Ewigkeit zu leben. Mit dieser Hoffnung hören wir auf einen Bericht aus dem Evangelium. Matthäus hat den Inhalt seines Evangeliums nicht bloss chronologisch angeordnet. Er fügte Material zusammen, das thematisch zueinander passt. Deshalb muss, um einzelne Abschnitte zu verstehen, jeweils der Kontext beachtet werden. Das trifft auch auf den Predigttext zu. Zuvor berichtet der Evangelist, dass Menschen zu Jesus kamen und ihn fragten, weshalb er seine Jünger nicht anhalte, regelmässig zu fasten. Es waren solche, die den Messias erwarteten, den von Gott versprochenen Retter. Als Vorbereitung auf dieses Ereignis bekannten sie ihre Sünden und brachten im Fasten ihre Trauer über ihre Ungerechtigkeit zum Ausdruck, von der der Herr sie durch seinen Heiland erlösen werde. Für die Jünger von Jesus hat sich die Lage geändert. Sie haben den Messias gefunden. Deshalb konnten sie sich freuen, dass der verheissene Retter bei ihnen ist und sie vom Elend der Sünde befreit. An diesen Gedanken schliesst der Text an. Während Jesus nämlich erklärte, weshalb seine Nachfolger nicht fasten, beginnt die Schilderung einer neuen Geschichte. Matthäus berichtet von zwei Heilungen. Zuerst kam einer der Vorsteher der Synagoge zu Christus und bat ihn, sich um seine eben verstorbene Tochter zu kümmern. Markus und Lukas schildern diesen Vorgang ebenfalls. Sie schreiben, dass die Tochter in den letzten Zügen war. Erst später, als sich Jesus erneut aufmachen wollte, erhielt er die Nachricht vom Tod des Mädchens. Matthäus verkürzt die Ereignisse. Das Kind war bereits so gut wie tot. Ausgerechnet einer der Vorsteher der Jüdischen Gemeinde, die Jesus am heftigsten kritisierten, bat um Hilfe. Er hatte nur noch eine Hoffnung: Der Rabbi, der Viele geheilt hatte, könnte auch in seinem Fall ein Wunder bewirken. Bemerkenswert ist, dass Jesus auf die Bitte hin einfach aufstand und sich auf den Weg machte, um zu helfen. Unterwegs trat eine Frau an ihn heran, deren Blutung seit zwölf Jahren nicht aufgehört hatte. Markus und Lukas berichten, dass sie bei unzähligen Ärzten war. Keiner von ihnen konnte ihr helfen. Nun kam sie zu Jesus. Nach dem Gesetz, das Gott seinem Volk durch Mose gab, war sie wegen ihrer Blutung unrein (3. Mose 15,25-27). Alles, was sie berührte, wurde ebenfalls verunreinigt. Um das zu verhindern, berührte sie bloss den Saum des Rabbis. Jesus merkte, was vor sich ging und sprach der Frau Heilung zu, weil sie auf ihn hoffte. Erst jetzt setzte er seinen Weg zum Haus des Synagogenvorstehers fort, in dem sich bereits die Trauergemeinde versammelt hatte. Er schickte alle hinaus, nahm die Hand des Mädchens und es stand auf. Diese zwei Heilungen werden nicht ohne Grund miteinander verknüpft geschildert. Sie verdeutlichen, weshalb jene Menschen, die zu Christus gehören, sich an ihrem Herrn freuen können. Gemeinsam deuten sie auf die Osterfreude. Wie bei anderen Berichten im Evangelium steht Jesus im Zentrum. In einem ersten Teil dieser Osterpredigt werde ich den Text auf die Auferstehung des Herrn anwenden. Danach werde ich in einem zweiten die Geschichte auf die Erlösung der Sünder beziehen und schliesslich in einem dritten, auf die Vollendung der Erlösten. Auferstehung des Herrn Die Geschichte von der Aufestehung des Herrn beginnt damit, dass er sich aufmachte, jenen zu helfen, die vom Tod bedroht sind. Dazu wurde er Mensch und lebte mitten unter den Geschöpfen. Er blieb nicht im Himmel sitzen, wo er die Ewigkeit in der erfüllenden Gemeinschaft mit dem Vater verbrachte. Gottes Barmherzigkeit führte ihn aus der Fülle zu denen, die ihr Leben verlieren. Er begnügte sich damit, die Elenden aus der sicheren Entfernung zu belehren. Nein, er kam mitten hinein, in ihre Armut. Er diskutiert nicht mit den Hoffnungslosen, ob sie seine Hilfe verdient hätten. Stattdessen machte er sich auf, um zu tun, was nötig ist. Der Weg führt ihn in keine Herrlichkeit, sondern in die Unreinheit der Sünde. Er liess sich als Gotteslästerer verurteilen und hinrichten. Auf diese Weise nahm er die Ungerechtigkeit der Menschen auf sich, die ihn um Hilfe bitten. Gott selbst hat seinen Sohn als Unreiner angesehen, um an ihm die gerechte Strafe für die Sünde zu vollziehen. Nicht bloss ein Zipfel seines Gewandes war vom Elend der Gottlosen betroffen, sondern sein ganzes Wesen. So starb er als Verachteter und von Gott Verlassener am Kreuz und wurde in ein Grab gelegt. Der Unreinheit der Sünde gelang es allerdings nicht, Jesus endgültig zu bezwingen. Am dritten Tag erweckte der himmlische Vater seinen Sohn zum Leben. Der Auferstandene zeigte sich seinen Jüngern und setzte sie zu Boten seiner Auferstehung ein. Seither ist diese Botschaft nicht nur in Jerusalem, sondern in ganz Judäa, in Samarien und bis an das Ende der Welt zu vernehmen. Jesus ging den ganzen Weg bis zum Ende, um jenen zu helfen, die vom Tod bedroht sind. Weil er die Unreinheit überwunden hat, genau wie er die unreine Frau auf dem Weg zur Auferweckung des Mädchens heilte, können alle, die ihm vertrauen, auf ein neues Leben in Heiligkeit hoffen. Erlösung der Sünder Der Bericht der zwei Heilungen kann auch als Vergleich dafür verstanden werden, wie Gott Sündern neues Leben schenkt. Sie sind zuerst hilflos Bittende. Sie kommen zu dem, den sie bisher abgelehnt haben, weil ihnen ihre eigene Gerechtigkeit genügte. Sie haben sich schlicht nicht um ihren Schöpfer gekümmert, keinen Gedanken an ihn verschwendet, sondern so gelebt, wie es ihnen gefällt. Obwohl sie lebendig sind, bemerken sie, dass sie sterben müssen. Es gibt keinen Ausweg. Als Todgeweihte kommen sie zum Herrn des Lebens, zu Christus und bitten ihn um Hilfe. Nachdem der Sünder Jesus anfleht, erfährt er, auf welche Weise der Heiland ihm hilft. Dazu muss er erkennen, was ihn vor den Tod gebracht hat. Die Sünde, die dem Menschen von Anfang an vormacht, sie sei etwas Genüssliches, bringt alle Art von Verderben in das Leben. Gleichzeitig vernebelt sie den Ausblick auf eine Ewigkeit. Deshalb meinen Menschen, dass es neben dem Dasein auf dieser Erde nichts gebe. So vergessen wir unseren Schöpfer und merken nicht, dass er der gerechte Richter ist, der die Ungerechtigkeit heimsucht. Wer glaubt, dass Jesus helfen kann, entdeckt seine eigene Sündhaftigkeit. Der Herr hat alle deine Unreinheit auf sich genommen und ist den schrecklichen Tod am Kreuz gestorben, den du verdient hast. Weil er die Strafe beglichen hat, werden deine Sünden vergeben und er spricht dir zu: «Meine Tochter, mein Sohn, dein Glaube hat dir geholfen.» Durch diese Versöhnung wird der Sünder mit einem neuen Leben beschenkt. Nun lebt er nicht mehr für sich und ist nicht mehr hilflos dem Tod ausgeliefert. Wer auf Christus vertraut, wird von Gott als Kind angenommen. Das heisst: Nicht bloss auf Erden wird kundwerden, was Jesus für dich getan hat, sondern der Glaube, den er dir durch seinen Geist schenkt, wird auch vor dem himmlischen Vater gelten. Der Ewige wird dafür sorgen, dass seine Kinder für immer bei ihm in der Herrlichkeit leben können. Die Geschichte der zwei Heilungen ist ein Vergleich für die Erlösung der Sünder. Er beginnt mit der Bitte und endet nach der Reinigung mit dem ewigen Leben. Vollendung der Erlösten Der Bericht aus dem Evangelium ist gleichzeitig ein Bild für das Leben der Erlösten auf Erden. Solange sie in dieser Welt sind, bleiben sie Bittende. Wer durch den Glauben Gottes Kind geworden ist, hat den Tod noch nicht überwunden und ist noch nicht vollständig von der Sünde losgekommen. Je länger sie mit Christus leben, lernen sie zwei Dinge immer besser kennen: die Heiligkeit ihres Herrn und wie elend die eigene Ungerechtigkeit ist. Mit diesen zwei Dingen vor Augen wird die Verlorenheit deutlich, in das die Sünde führt. Weil die Erlösten aber auf Jesus hoffen, werden sie die Barmherzigkeit ihres Herrn immer klarer erkennen. Deshalb hören sie nicht auf, Christus um Hilfe zu bitten. Die Erlösten gleichen der unreinen Frau, die auf die Hilfe von Jesus hofft, selbst wenn sie bloss den Zipfel seines Gewandes zu greifen bekommt. Während wir in diesem Leben sind, kann unser Glaube nicht mehr als ein Stückchen von Christus und seinem Heil begreifen. Manchmal kommt es uns so vor, als ob das nicht reiche, um wirklich von der Unreinheit gereinigt zu werden. Wir wünschen uns ein sicheres und starkes Vertrauen, das den Herrn mit beiden Armen empfängt und nie wieder loslässt. Wenn uns das nicht gelingt, bezweifeln wir, ob Jesus uns wirklich hilft. Der Bericht von der Frau, der es reichte, den Saum des Gewandes zu berühren, ist eine Ermutigung für die Erlösten. Sie wurde geheilt, weil sie sich vertrauensvoll mit dem Kleinen begnügte, das sie zu fassen bekam. Verlass dich auf das Stück, das du von deinem Heiland erkennst. Weil er gnädig ist, wird ihm das genügen, um dich von aller Unreinheit zu befreien. Auf Erden können wir die Erlösung noch nicht vollständig erfahren. Wenn Jesus aber kommen wird, in unser Haus, noch einmal in unsere Welt, wird er seine Macht zeigen. Jene, die Tod schienen und um die die Welt trauerte, werden wieder zum Leben auferstehen. Christus wird das Heil, das er in den Erlösten begonnen hat, zu seinem Ziel bringen, nämlich zur Gemeinschaft mit sich selbst, mit dem Schöpfer aller Dinge. Er hat die Macht dazu, weil er selbst den Tod überwunden hat. Niemand, der auf ihn vertraut, muss im Tod zurückbleiben. Jesus wird durch keine Not, keine Probleme unserer Zeit auch nicht durch die Menge der Sünden, daran gehindert, jene, die ihn um Hilfe bitten, zu seiner Herrlichkeit zu führen. Davon wird nicht bloss auf Erden die Rede sein, sondern dieses Werk wird in alle Ewigkeit gepriesen. Schluss Ostern ist der höchste Feiertag der Christenheit, weil Gottes Kinder sich an die höchste Hoffnung ihres Glaubens erinnern. Der Tod, die grosse Katastrophe, der niemand ausweichen kann, ist nicht das Ende. Der Auferstandene wird alle, die ihn um Hilfe anflehen, von der Unreinheit der Sünde befreien und sie in die Herrlichkeit führen. Dort leben sie nicht mehr im Glauben, sondern werden den von Angesicht zu Angesicht sehen, der sie erlöste. Der Auferstandene schenke euch diese hoffnungsvolle und freudige Erwartung an diesem Ostertag. Amen.
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